2015
Dr. Gabriele Kaps für den Vorstand der Neuburger Studiengenossenschaft
Am 23. August 2015 verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit unser lieber Studiengenosse Pfarrer Georg Kapfer. 1935 im schwäbischen Amerdingen geboren, kam er nach dem Besuch der Volksschule im Jahre 1949 nach Neuburg, wo er im Jahre 1958 sein Abitur ablegte.
Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in München wurde er im Jahre 1964 in St. Ludwig zum Priester geweiht. Wichtige Stationen seines priesterlichen Dienstes waren Ehekirchen und Türkenfeld, wo er lange Jahre segensreich wirkte. 2006 kehrte er schließlich nach Neuburg zurück, wo er fortan als Priester in Rufbereitschaft, wie er scherzhaft zu sagten pflegte, in der Pfarreiengemeinschaft St. Peter und Hl. Geist mitarbeitete.
Der Neuburger Studiengenossenschaft war Georg Kapfer eng verbunden; bei Weihnachtsfeiern und Stammtischen war er ein stets gerne gesehener Gast und Gesprächspartner. Seit der Gründung des Collegium Sanctae Ursulae versäumte er kein Konzert in „seiner“ Studienkirche, die ihm seit Schulzeiten wohl vertraut war.
Dort zelebrierte er auch viele Gottesdienste, nicht nur im Rahmen des Stiftungsfests, sondern auch bei vielen Klassentreffen. Unvergessen bleibt sicherlich seine engagierte Predigt beim Patrozinium von St. Ursula im Jahre 2012; selten dürfte wohl ein Priester in der Studienkirche so lautstarken Applaus bekommen haben wie Georg Kapfer, als er in dieser Predigt deutliche Worte zur Lage der Kirche fand, die sich „Neuem nicht verwehren dürfe“.
Im Vorfeld zu diesem Patrozinium hatte sich Georg Kapfer mit einer berechtigten Bitte für einen besonderen festlichen Patroziniums-Gottesdienst eingesetzt, da er zum Hochamt am Ursula-Fest unbedingt den kostbaren Ursulaornat aus dem Neuburger Schloss ausleihen wollte, um ihn bei der Messe zu tragen. Engagiert versuchte er, dieses Vorhaben mit allen Kräften zu realisieren und wurde selbst bei der Bayerischen Schlösserverwaltung vorstellig, da seiner Meinung nach diese Messgewänder keine Ausstellungsstücke darstellten, sondern ausschließlich zum liturgischen Gebrauch gefertigt worden seien.
Seinem Wunsch konnte leider aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht stattgegeben werden; umso erfreuter war Georg Kapfer, als er für den Gottesdienst aus dem reichen Ursulinenschatz eine andere wertvolle Kasel auswählen konnte. Für ihn, der das Zweite Vatikanische Konzil als junger Priester ungemein befreiend empfand – wie er in Gesprächen immer wieder betonte – und diesen Geist auch in sp.teren Jahren immer wieder in seine Gottesdienste einbrachte, stellte es keinen Widerspruch dar, die heilige Messe in der Kasel zu zelebrieren: sondern er machte dies bewusst als Referenz und aus Ehrfurcht den Meisterwerken der Ursulinen gegenüber.
Unbeirrt und engagiert setzte sich Georg Kapfer für seine Anliegen ein, zum Beispiel für die Ökumene oder für eine moderne, am Menschen orientierte Kirche. Ihm, der als Jugendlicher von Onkel und Tante viel Förderung erhalten hatte, lag stets die Unterstützung benachteiligter Kinder und Jugendlicher am Herzen. So rief er im Dezember 2009 die Pfarrer Georg Kapfer-Stiftung ins Leben, um noch besser denen helfen zu können, die besonderer Hilfe bedürfen.
Die Feier seines Goldenen Priesterjubiläums im Juli 2014 zeigte eindrucksvoll die Rolle der katholischen Kirche als im wahrsten Sinne des Wortes umfassende Weltkirche, zelebrierte Georg Kapfer doch die Heilige Messe nicht nur zusammen mit seinen deutschen Priesterkollegen, sondern auch mit eigens zu diesem Anlass angereisten Mitbrüdern aus Indien und Afrika, die er auf seinen zahlreichen Reisen kennengelernt hatte und die ihm zu engen Freunden geworden waren. So war es für ihn mehr als eine Selbstverständlichkeit, dass er mit seiner Stiftung auch die Zoé-Schule in Uganda, die sein guter Freund Dr. John Kyazze ins Leben gerufen hatte, maßgeblich unterstützte.
Im Gedächtnis bleibt auch das Bild, als Georg Kapfer vor Beginn dieses Gottesdienstes mit der Gemeinde noch lautstark das neue geistliche Liedgut für seinen Gottesdienst übte, während sich vor dem Portal der Heilig Geist-Kirche die Ministranten und die versammelte Geistlichkeit bereits für den Großen Einzug bereit gemacht hatten und mit zunehmender Nervosität auf den Beginn des Gottesdienstes warteten.
Voller Elan eilte er dann mit wehendem blauen afrikanischen Messgewand durch die Kirche zum Portal, und der Gottesdienst konnte mit kurzer Verzögerung beginnen.
Es war ein sehr schönes, außergewöhnliches Fest, und wir freuten uns alle mit dem Jubilar, der bei bester Gesundheit voller Tatendrang und Energie war. So war es für uns alle selbstveständlich, dass Georg Kapfer auch unser diesjähriges Studiengenossenfest als Zelebrant des Festgottesdienstes in der Studienkirche bereichern würde.
Umso fassungsloser waren wir daher alle, als wir im Frühsommer dieses Jahres die Nachricht von seiner schweren Krebserkrankung erfuhren, der er nun erlegen ist
Getreu den obigen Worten des Heiligen Augustinus sind wir uns seiner Anwesenheit w.hrend unseres Festgottesdiensts am 18. Oktober gewiss. Wir bleiben ihm in liebevoller Dankbarkeit verbunden.
Wir werden seiner ein ehrendes Angedenken bewahren!
Requiescat in pace.
